Andreasberg
Andreasberg ist das jüngste Dorf in der Gemeinde Bestwig - gegründet im Jahr 1854 als Ort für die vielen Bergarbeiter, die zu jener Zeit ins Sauerland kamen.
In Geschichte, Hintergrund und Bauweise unterscheidet sich Andreasberg von seinen "Nachbarn" an Ruhr, Valme und Elpe. Die Menschen hier aber zeigen, dass sie sich mit Andreasberg identifizieren und dass sie in einem lebens-und liebenswerten Ort wohnen.
Jüngstes Beispiel: Jede Menge Eigenleistung haben die Kameraden der Löschgruppe beigetragen, als es galt den früheren Kindergarten zu einem modernen Feuerwehrhaus umzubauen.
Seit 2014 ist Andreasberg zudem ein "Dorf der Generationen". ln einem Projekt der LEADER-Region „4 mitten im Sauerland" sind rund um den Ort Erlebnis-Punkte wie Matsch-Anlage, „Summstein" oder ein Boule-Platz angelegt worden - Lebensqualität für alle Generationen eben.
Zu Andreasberg zählen Dörnberg und Wasserfall, wo mit der “Plästerlegge" der höchstgelegene natürliche Wasserfall In NRW zu finden ist.
Der Bergbau rund um Ramsbeck ist schon sehr alt. Bereits 1561 wird ein Bergwerk am Klingenborn (Aurora) urkundlich erwähnt; 1668 werden die Gruben Alte Ries, Dörnberg und Bastenberg genannt. Andreasberg wurde als eine von drei neuen Bergarbeiterkolonien im Jahre 1854 errichtet. Die anderen beiden Kolonien waren Heinrichsdorf und Alexander. Ein entscheidender Standortfaktor für die Kolonie Andreasberg war die Lage zwischen den beiden Gruben Aurora (heute Gebiet Fort Fun) und Dörnberg (Stollen Willibald). Die Bebauung erfolgte entlang des alten Verbindungwegs zwischen Ramsbeck und Bigge sowie einem vorhandenen Stichweg, der in der Feldflur endete. Zur Wasserversorgung wurden 5 Brunnen neben den Häuserzeilen gegraben. Die einheitliche Bebauung bestand aus 60 einstöckigen Holzfachwerk-Häusern mit luftgetrockneten Lehmziegeln und unverputzten Bruchsteinmauern als Sockel, die jeweils über 8 Wohnungen (4 unten und 4 im Dachgeschoss) verfügten. Diese standen auf einheitlichen Grundstücksflächen von 30x 8,5 m Grundfläche. Die Dächer wurden zunächst nur mit Pappe gedeckt und erst später verschiefert. Heute sind noch 19 dieser ursprünglichen Häuser erhalten.
Die erste Besiedlung dieses Bergarbeiterdorfes im Oktober 1854 bestand aus 300 evangelischen Bergarbeiterfamilien aus dem Harz. Sie hatten sich das große Glück im „Sauerländischen Kalifornien“ erhofft, das aber kaum jemand von ihnen fand. Bereits Ende März 1855 folgte der finanzielle Ruin der „Aktiengesellschaft für Bergbau, Bei und Zinkfabrikation in Stolberg und in Westfalen“, die das Bergarbeiterdorf hatte bauen lassen. Die meisten fremden Bergleute verließen betrogen, enttäuscht und ärmer als zuvor das Dorf wieder. Im gesamten Ramsbecker Revier blieben von 1057 eingewanderten Bergleuten nur 307.
In den nächsten Jahren verbesserten sich allmählich unter deutscher Grubenleitung die Verhältnisse. Mehr und mehr fanden überwiegend katholische Bergleute aus dem Sauerland, aus Wittgenstein und Siegener Land Arbeit im Dorf. Doch Andreasberg blieb Jahrzehnte lang das arme Bergmannsdorf, das in fast jeder Beziehung von der Bergbaugesellschaft abhängig war. Die Arbeit in der Grube war schwer, der Lohn gering. Aufgrund ihrer meist schlechten Lebenshaltung und der ungesunden Grubenarbeit starben viele Bergleute bereits mit 40 bis 45 Jahren. Andreasberg wurde zum „Witwendorf“.
Nach dem ersten Weltkrieg zogen wegen schlechter Lebens- und Arbeitsbedingungen viele Familien weg. Andreasberg zählte nur noch 300 Einwohner. In den 1920er Jahren wurden die Dorfbrunnen durch eine Wasserleitung ersetzt. Das Ortsbild wurde Anfang der 1930er Jahre durch den Bau einer Dorfschule sowie die Errichtung der Bergbausiedlung Hissmecke mit 12 Eigenheimen erheblich verbessert. Auch die Aktiengesellschaft baute 6 Vierfamilienhäuser und ließ einige baufällige Häuser aus der Gründerzeit abreißen. Den zweiten Weltkrieg überstand Andreasberg unbeschadet. In den 1950er Jahren bot die Stolberger Zink AG alle Werkswohnungen zum Kauf an. Die neuen Besitzer (meist ehemalige Bergleute) renovierten und modernisierten die Häuser nach und nach. Neue Einfamilienhäuser, ein Kindergarten, eine moderne evangelische Kirche und eine Friedhofskapelle wurden im Dorf gebaut.
Am 31. Januar 1974 musste das Ramsbecker Erzbergwerk seinen Betrieb für immer einstellen. Die Hälfte der Bergleute fand zunächst in ihrem Beruf in Meggen weiterhin Arbeit. Andere wurden Frührentner oder wechselten den Beruf. Damit endete nach 120 Jahren die Bergbaugeschichte Andreasbergs.
Heute sind immer noch Hinweise auf den früheren Bergbau vorhanden. So z. B. der Carl-Haber-Stollen, das Bergmannskreuz, das Steigerhaus und die Bergbauhalden am Dörnberg. Diese Bergbaustätten werden vor dem Vergessen bewahrt und gepflegt. Heute ist das Dorf Andreasberg ein lebendiger Ferienort in der Gemeinde Bestwig.

Wappen
Anlässlich der 150 Jahr-Feier von Andreasberg im Jahre 2004 wurde nach einer Idee und Entwurf von Siegfried Haas das Andreasberger Wappen geschaffen. Laut Siegfried Haas im Jubiläumsbuch zur 150 Jahr-Feier heißt es:
„In Gelb ein schwarzes A auf einem mit schräggekreuzten, gelbgestieltem Hammer und Schlägel gelegten, nach rechts ansteigenden, grünen Dreiberg. Begründung: Das A ist der Anfangsbuchstabe des Ortsnamens und erinnert gleichzeitig in seiner Form an den ehemaligen Förderturm der Grube Aurora. Andreasberg und Aurora liegen auf dem Abhang des bewaldeten Stüppelberges. Das Dorf Andreasberg entstand 1854/55 als Bergmanns- Kolonie. Die Grube Aurora wird unter dem Namen „Klingelborn“ schon im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Hammer und Schlägel weisen auf den Ramsbecker Bergbau hin, der für Andreasberg von der Gründung bis zur Stilllegung der Grube im Jahre 1974 Haupterwerbsquelle war.“
Das „neue“ Andreasberger Wappen wurde recht schnell von der Bevölkerung angenommen und ist heute eine Identifikation mit dem Ort. Inzwischen wurde eine Dorffahne erstellt, dessen Herzstück das Andreasberger Wappen ist. Zum Schützenfest und an besonderen Anlässen wird der Ort mit dieser Fahne geschmückt.
Es lag nahe, dass die Andreasberger gern dieses Logo auch als offizielles Wappen anerkannt haben wollten. Dieser Wunsch wurde an den Rat und die Verwaltung der Gemeinde Bestwig herangetragen. Mit Schreiben vom 03.08.2022 teilte Bürgermeister Ralf Peus der Ortsvorsteherin Ulrike Mikitta und dem Ortheimatpfleger Bernhard Schaub mit, dass die Erteilung eines offiziellen Wappens gem. § 14 GO NRW nicht erfolgen kann, da Andreasberg nicht den Status einer Stadt oder Gemeinde besitzt. Anders sieht dies bei den Ortschaften Nuttlar, Velmede, Ostwig, Ramsbeck und Heringhausen aus. Diese Ortschaften waren bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 eigenständig.
Durch die Mittteilung der Gemeinde Bestwig vom 03.08.2022 wird Andreasberg gestattet, ihr Wappen offiziell für die Ortschaft zu nutzen. Erfreulicherweise führt der Heimatbund-Bestwig seitdem das Andreasbergern Wappen ebenfalls in seinem Logo.