Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen Zum Seitenfuß springen

Renaturierungsmaßnahmen an den Fließgewässern der Gemeinde Bestwig

Gemäß den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sind die Kommunen verpflichtet, einen „guten ökologischen Zustand“ der Fließgewässer herbeizuführen.

Die Gemeinde Bestwig hat diese gesetzlichen Regelungen bereits seit einigen Jahren und zunächst vordringlich an der Ruhr umgesetzt.
Dabei geht es aber nicht nur allein um das Gewässer und die darin vorkommenden Tiere und Pflanzen. Die weitergehenden Planungen beinhalten bei allen Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung von Gewässerabschnitten möglichst auch andere wichtige Belange. Hierzu gehören z. B. der Hochwasserschutz, Gemeinde- und Dorfentwicklung, Naherholung und selbstverständlich auch der Trinkwasserschutz im Rahmen der Siedlungswasserwirtschaft.

Die Wiederherstellung naturnaher Fluss- und Bachbereiche ist teilweise mit aufwändigen und kostspieligen Bauprojekten verbunden. Umso erfreulicher ist, dass die Gemeinde Bestwig bisher und möglichst auch zukünftig eine Förderung für die aufzubringenden Kosten durch das Land NRW erhält.
Der verbleibende Eigenanteil wird dann darüber hinaus der Gemeinde als sogenannte „Ökopunkte“ gutgeschrieben. Diese dringend benötigten Punkte werden wiederum - anstatt kostenpflichtiger Ausgleichsmaßnahmen - bei der Realisierung anderer baulicher Projekte (z. B. Wohn- und Gewerbegebiete) herangezogen. Insofern ist die Umsetzung der Renaturierungsmaßnahmen für die Gemeinde Bestwig als quasi kostenneutral anzusehen.
Die nachfolgende Zusammenstellung erläutert die bisher durchgeführten sowie auch aktuell anstehenden neuen Projekte.

Ihr Ansprechpartner:


Bisher umgesetzte Renaturierungsprojekte

Maßnahme 1

Bau eines Umgehungsgerinnes an der Wehranlage in Nuttlar

Die ehemalige VEW-Wasserkraftanlage in Nuttlar ist mittlerweile in Privatbesitz. Unverändert wird hier jedoch mit der Kraft des Wassers Strom erzeugt. Unter anderem auch zur Sicherstellung dieser regenerativen Energiegewinnung wurde im Frühjahr 2006 ein sogenanntes Umgehungsgerinne errichtet. Durch den Bau dieses Gerinnes besteht in dem Teilbereich der Ruhr (Nähe ehemaliger Sportplatz Nuttlar) jetzt wieder für Fische und Kleinstlebewesen die Möglichkeit, die insbesondere auch für die Fortpflanzung wichtigen Wanderungen flussauf- und -abwärts zu unternehmen. Darüber hinaus wird durch das Umgehungsgerinne der Zufluss einer Mindestwassermenge in dem bisher zeitweise vollständig vom Wasser abgetrennten Ruhrabschnitt gewährleistet.

Kosten: ca. 76.000,00 €


Maßnahme 2

Grunderwerb und Auenrenaturierung „Sündenwäldchen“ an der Ruhr in Bestwig / Ostwig

Im Zusammenhang mit der Errichtung des Fischaufstieges im Bereich der Firma M. Busch hat die Gemeinde Bestwig im Jahr 2008 auch die naturnahe Umgestaltung der Ruhr und seiner Ufer im sogenannten „Sündenwäldchen“ vorgenommen. Hierbei wurde eine Ausweitung des vorhandenen Auenbereiches durch Maßnahmen wie das Anlegen von Flachufern, Uferbuchten und verzweigten Flussarmen gezielt umgesetzt. Insbesondere Fische finden jetzt an dieser Stelle ideale Laichbedingungen und gerade deren Nachwuchs profitiert von der neu geschaffenen strukturreichen Gewässerlandschaft mit vielfältigen Unterschlupfmöglichkeiten.
In Zukunft sollen Schritt für Schritt die noch verbliebenen, ortsfremden Fichtenbestände in den anderen Teilen des „Sündenwäldchens“ entfernt werden, sodass sich hier ein artenreiches, ökologisch wertvolles Gewässerumfeld ausbilden kann.
Dieses Projekt ist zusätzlich ein wichtiger Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz. So können bei einem Hochwasser durch die neu angelegten Flutrinnen und anderen Überflutungsmöglichkeiten erheblich mehr Wassermengen als bisher zurückgehalten werden.
Das „Sündenwäldchen“ ist aber auch ein beliebtes Ausflugsziel. Durch den Ausbau des Wanderweges und die Bereitstellung von Sitzgruppen wird ermöglicht, die Ruhr nebst Aue wieder naturnah, in einer möglichst intakten Umwelt zu erleben und zu genießen. Im Rahmen eines internationalen Jugendaustausches wurden zwischenzeitlich sogar einige Erlebnispunkte mit z.B. Wald-Xylophon oder Balancierparcours aufgebaut. Zahlreiche Spaziergänger sind eine erfreuliche Bestätigung für die Attraktivität dieser ortsnahen Naturidylle.


Maßnahme 3

Renaturierungsmaßnahme: „Fischaufstieg Busch“ in Bestwig

Bis zum Jahr 2006 diente an dieser Stelle der Ruhr (Nähe Valme-Einmündung) eine Wehranlage mit einer Stauhöhe von ca. 2,30 m der Stromerzeugung. Für Fische aber auch andere Kleinstlebewesen stellte das Bauwerk eine unüberwindliche Barriere in der Ruhr dar.
Da eine weitere Stromerzeugung durch den Betreiber nicht mehr vorgesehen war, hat die Gemeinde Bestwig die Wehranlage zurückgebaut (als Gemeinschaftsprojekt mit der Maßnahme „Sündenwäldchen“) und einen Fischaufstieg in Form einer sogenannten „Rauen Gleite“ eingerichtet.
Ein entscheidendes Ziel war dabei, die Ruhr wieder für seine Bewohner durchgängig zu gestalten. Gleichzeitig führt der naturnahe Ausbau aber auch zu einer wesentlichen Verbesserung der Gewässerstrukturgüte und trägt somit zum Erhalt oder sogar Verbesserung der Wasserqualität bei. Dies ist umso wichtiger, da die Ruhr eine entscheidende „Lieferantin“ unseres Lebensmittels Nr. 1 – des Trinkwassers – ist.
Auch der fertig gestellte Fischaufstieg ist mittlerweile ein beliebtes Wanderziel ganz nach dem Motto „Wir wollen unsere Ruhr erleben“.

Gesamtkosten der Maßnahmen 2 und 3: ca. 350.000,00 €


Maßnahme 4

Rückbau eines ehemaligen Mühlenwehrs in der Elpe in Ostwig

Durch den Rückbau des baufälligen Mühlenwehres im Jahr 2009 wird an dieser Stelle Fischen und Kleinstlebewesen wieder die Möglichkeit gegeben, aus der Ruhr in die Elpe als wichtiges Laichgebiet einzuwandern.
Durch den Verbau mit Wasserbausteinen erfolgte darüber hinaus die dringend erforderliche Sicherung der Fundamente des direkt angrenzenden Brückenbauwerkes der Elpestraße, einschließlich der das Gewässerbett kreuzenden zahlreichen Versorgungsleitungen.
Anliegende Grundstückseigentümer berichten mittlerweile über in dem Gewässer in der Größenordnung schon lange nicht mehr beobachtete Fischpopulationen.

Kosten: ca. 32.000,00 €


Maßnahme 5

Grunderwerb und Renaturierungsmaßnahme „Öhler-Wehr“ in Velmede

Unterhalb des Autobahnzubringers im Ortsteil Velmede hat die Gemeinde Bestwig bis Anfang des Jahres 2010 ein völlig marodes, ehemaliges Wiesenbewässerungswehr in der Ruhr zurückgebaut. Dabei wurde ein Fischaufstieg in sogenannter „Riegelbauweise“ errichtet. Diese Maßnahme war unter anderem erforderlich, da nur so der ruhraufwärts ebenfalls errichtete technische Fischaufstieg an der RWE-Wehranlage an der Kanalstraße funktionstüchtig in Betrieb gehen konnte.
Hinzu kommt, dass die Neugestaltung dieses Gewässerabschnittes eine wirkungsvolle Sicherung der angrenzenden Uferbereiche beinhaltet. Gleichzeitig kreuzt in diesem Bereich ein großer Abwasserhauptsammler der Gemeinde Bestwig die Ruhr. Dieses Kanalbauwerk hat durch die massive Bauweise des Fischaufstieges einen dringend erforderlichen Schutz vor Unterspülungen und anderen möglichen Schäden erhalten.

Kosten: ca. 120.000,00 €


Maßnahme 6

Grunderwerb und Renaturierung der Ruhrauenflächen „Hinter Hegershof“ in Velmede

Die zwischenzeitlich fertiggestellte Baumaßnahme in Velmede (östlich der Kardinal-Hengsbach-Brücke) ist die konsequente Fortführung und Vernetzung der bisher bereits durchgeführten oder in Planung befindlichen Renaturierungsprojekte an der Ruhr. Durch die Stauwirkung der angrenzenden Wehranlage waren in diesem Ruhrabschnitt die strömungstypischen Eigenschaften eines Mittelgebirgsflusses nahezu völlig verloren gegangen.
Durch die Schaffung von Nebengerinnen und Umgestaltung der Uferbereiche wurde eine deutliche ökologische Verbesserung dieses unbefriedigenden Zustandes herbeigeführt. Gleichzeitig dient die Maßnahme als ein weiterer Baustein im dezentralen Hochwasserschutz. Auch an dieser Stelle wurden die landschaftsästhetischen Gesichtspunkte nicht vergessen. Erleben einer naturnahen Flusslandschaft soll an diesem innerörtlichen Ruhrabschnitt nicht nur den Anwohnern, sondern auch den Nutzern des unmittelbar angrenzenden Ruhrtalradweges ermöglicht werden. Darüber hinaus wurde es im Rahmen der Erd- und Wasserbauarbeiten notwendig, einen Bolzplatz räumlich neu anzulegen. Die neue Anlage mit einer vollständigen Zauneinfassung bietet gerade Kindern und Jugendlichen Raum für ausgiebige sportliche Aktivitäten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits vor der endgültigen Fertigstellung das öffentliche Interesse an diesem Ruhrabschnitt riesig war. Neben der Nutzung von Bolz- und bereits bestehendem Spielplatz wird auch das übrige Umfeld von Durchreisenden auf dem Ruhrtalradweg, aber auch vieler Anwohnerinnen und Anwohnern für ein Verweilen in unmittelbarer Nähe zur Ruhr aufgesucht. Selbst ein kühles Bad in der Ruhr lassen sich an den heißen Sommertagen einige Besucher nicht entgehen.

Kosten ca. 267.000,00 €


Maßnahme 7

Grunderwerb und Renaturierung der Ruhrauenflächen „Hennenohl / Im Hachenloh in Velmede

Die Gemeinde Bestwig konnte im Frühjahr 2014 die bis dahin umfangreichste Renaturierungsmaßnahme an der Ruhr realisieren. Dabei wurde mit den Planungen bereits im Jahr 2010 begonnen. Kampfmittelverdachtsflächen und besondere Anforderungen hinsichtlich der dort vorhandenen Trinkwassergewinnungsanlage verlangten eine aufwändige und zeitintensive Vorbereitung der eigentlichen Wasserbauarbeiten.
Auf dieser innerörtlich gelegenen und dabei außergewöhnlich großen zusammenhängenden Auenfläche (ca. 7,5 ha) konnte dann eine deutliche ökologische Verbesserung der Ruhr und der angrenzenden Wiesengrundstücke erzielt werden.
Dabei steht eine naturnahe Neugestaltung des Gewässerbettes, verbunden mit der Förderung der Eigendynamik des Flusses, mit im Vordergrund.
Im Rahmen dringend notwendiger wasserbaulicher Maßnahmen konnte gleichzeitig ein bisher angrenzendes Steilufer wirkungsvoll entlastet werden. Ziel war es, einen angrenzenden Straßenabschnitt, aber auch Privatgrundstücke, vor möglichen Erosionsschäden durch weitere Uferabbrüche zu bewahren.
Die einzigartige Lage der Auenfläche innerhalb der Bebauung und direkt am Ruhrtalradweg soll darüber hinaus genutzt werden, allen interessierten Personen völlig neue Eindrücke und Erfahrungen mit einer naturnah umgestalteten Flussaue zu ermöglichen.

Gleichzeitig erfolgte eine Vernetzung mit den bisher in diesem Bereich der Ruhr fertiggestellten Renaturierungsmaßnahmen.
Nicht vergessen werden darf, dass das Projekt durch die Schaffung von Überflutungsräumen zu einem wesentlich verbesserten dezentralen Hochwasserschutz beiträgt.

Kosten: ca. 770.000,00 €


Maßnahme 8

Renaturierung der Elpe in Ostwig

Die Renaturierung des vollständigen Gewässerabschnittes der Elpe innerhalb der Gemeinde Bestwig erfolgte im Jahr 2016. Eine besondere Herausforderung war die teilweise Neugestaltung des Gewässers in der Ortslage Ostwig.

Kosten: rd. 250.000,00 €


Maßnahme 9

Grunderwerb „Am Sellenberg“ in Velmede

Hierbei handelt es sich um Auenflächen und einen gewässerbegleitenden Waldbestand. Zum einen kann so der Schutz der Uferzone weiträumig sichergestellt werden, zum anderen soll in diesem Bereich die Renaturierung der Ruhr zukünftig wirkungsvoll fortgesetzt werden. Hierzu gehört auch eine Verbesserung des regionalen und überregionalen Hochwasserschutzes.
Der Grunderwerb wurde in 2017 abgewickelt und beinhaltet eine Auenfläche von rd. 13.500,00 m2 und den unmittelbar an die Ruhr anschließenden Gehölzsaum mit einer Größe von rd. 63.200 m2.


Maßnahme 10

Grunderwerb und Renaturierung der Valme in Ramsbeck, I. Bauabschnitt

Das Projekt wurde in den Jahren 2019/2020 umgesetzt. Hierbei wurde die naturnahe Gestaltung des Gewässers, d.h. deutliche Verbesserung des Windungsgrades und Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Fische und Kleinstlebewesen erzielt. Darüber hinaus wurde an zur Verfügung stehenden Uferbereichen ökologische Aufwertungen durchgeführt. Hierzu zählen z.B. ein standortgerechter Bewuchs und das Freihalten von forst- und landwirtschaftlicher Nutzung.
Ein wesentlicher Bestandteil war auch die Verbesserung des Hochwasserschutzes. Durch den Rückbau großer Teile der massiven Uferbefestigungen im Ortszentrum und die Schaffung neuer Retentionsflächen wurde eine deutliche Verbesserung des Abflussverhaltens bewirkt. Aufgrund der vermehrt auftretenden Starkregenereignisse hat dieser Sachverhalt eine große Bedeutung für den örtlichen Überflutungsschutz und ist gleichzeitig auch ein wesentlicher Bestandteil des überregionalen Hochwasserschutzes. Letztendlich wurden auch landschaftsästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt, um eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen. So wurde neben der Verbesserung der gewässerökologischen und hydraulischen Situation eine zusätzlich bessere Erlebbarkeit der Valme und ihrer Flussaue in diesem innerörtlichen Bereich umgesetzt.
Aufgrund der komplexen Aufgabenstellung wird das Projekt in zwei Bauabschnitte (inner- und außerörtlich) unterteilt. Der zweite außerörtliche Bauabschnitt soll in den nächsten Jahren angegangen werden.

Kosten: rd. 850.000,00 €

Ausblick

Auch zukünftig sind weitere größere und kleine Maßnahmen an den Fließgewässern in der Gemeinde Bestwig notwendig, um den Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie gerecht zu werden.

So werden momentan die konkreten Planungen hinsichtlich der naturnahen Umgestaltung des Schlebornbaches in Nuttlar in Angriff genommen. Großes Augenmerk bei allen Projekten liegt weiterhin bei der Berücksichtigung und Verknüpfung städte- und landschaftsbaulicher Aspekte.