50 Jahre Einblicke in Arbeit unter Tage: Besucherbergwerk feiert Geburtstag

Stellten das Jubiläumsprogramm vor: Bürgermeister Ralf Peus (li.), Museumsleiterin Friederica Ihling und Wolfgang Meier vom HSK, allesamt Geschäftsführer der GmbH.

Als die letzten Kumpels das Erzbergwerk verließen, sich in der Kaue den Schmutz von unter Tage abwuschen und ihre Taschen packten, ahnte niemand, welche Erfolgsgeschichte der Grube in Ramsbeck noch bevorstehen würde. Über 3,7 Millionen Menschen haben ihren alten Arbeitsplatz seitdem besucht. Jedes Jahr kommen rund 50.000 Gäste ins Sauerländer Besucherbergwerk und entdecken die Welt eines stillgelegten Erzbergwerks. Seit 50 Jahren ein spannendes Erlebnis.

Am 31. Januar 1974 endete die jahrhundertelange Tradition des Erzabbaus in Ramsbeck: Die wirtschaftlich unrentabel gewordene Grube wurde geschlossen. Noch 1971 war vor Ort die gleislose Fördertechnik eingeführt worden. Als eine der ersten Erzgruben in Europa nahm Ramsbeck damit eine Vorreiterrolle ein. Doch die Rentabilität ließ sich damit nicht ausreichend steigern. Hinzu kam der geringe Metallanteil in den Ramsbecker Erzen: Der Abbau von relativ viel taubem Gestein bei geringer Ausbeute bedeutete einen zusätzlichen Kostenpunkt. 

Die rund 450 Bergleute und das ganze Dorf mussten einen grundlegenden Strukturwandel bewältigen: „Man musste sich neu erfinden“, sagt Museumsleiterin und Geschäftsführerin Friederica Ihling. Eine Lösung lag im Tourismus: In dem stillgelegten Erzbergwerk kehrte keine Ruhe ein, sondern neue Gäste. Bereits am 27. August 1974 konnten die ersten Besucherinnen und Besucher in die Grube einfahren. Im früheren übertägigen Kauengebäude entstand ein Bergbaumuseum. Langsam mauserte sich der Bergbauort zum Erholungsort. Seitdem können große und kleine Gäste das alte Erzbergwerk erkunden und die Welt der Bergleute kennen lernen.

Bestwigs Bürgermeister Ralf Peus, ebenfalls Geschäftsführer der GmbH, betonte, es sei von Beginn an die Zusammenarbeit mehrerer Partner gewesen, die das Museumsprojekt ermöglich habe: Kommune (zunächst die Gemeinde Ramsbeck, nach der Kommunalen Neugliederung die Gemeinde Bestwig), Kreis (zunächst der Kreis Meschede, dann der Hochsauerlandkreis) und die Firma Sachtleben Bergbau-Verwaltung. Bergwerksdirektor Walter Miederer und der spätere Gemeindedirektor Werner Vorderwülbecke waren die treibenden Kräfte in der Gründungsphase. Als 2009 Sachtleben ausstieg, übernahmen die Gemeinde Bestwig und der HSK je 50 Prozent der Anteile.

„In den Anfangsjahren gab es viele Skeptiker“, berichtet Friederica Ihling. Doch: „Die ersten Jahren waren wahnsinnig erfolgreich. Pro Jahr kamen über 100.000 Besucherinnen und Besucher.“ Viele kennen das Besucherbergwerk aus der Kindheit: „Ich war das erste Mal mit der Schule hier“, erzählt Wolfgang Meier vom Hochsauerlandkreis, einer der drei Geschäftsführer, und schwärmt: „Es ist halt etwas Besonderes. Es ist schön hier.“

Ein Höhepunkt ist die Einfahrt mit der Grubenbahn: Helm auf und schon rumpelt die originale Grubenbahn aus den 1950er Jahren mit den Gästen rund 10 Minuten in den Eickhoffstollen ein. Über ihnen befinden sich dann 300 Meter Gestein des Dörnbergs. Unter Tage erklären erfahrene Bergführer, unter welch mühseligen Bedingungen dort in der letzten Betriebsphase der 1950er bis 1970er Jahre Blei- und Zinkerze abgebaut wurden. Gezeigt werden unter anderem der Blindschacht, der 420 Meter in die Tiefe führt, sowie die riesige unterirdische Doppeltrommelfördermaschine.

Die historischen Maschinen, Stollen und Werkzeuge haben ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Eine Einfahrt in die Welt der Bergleute ist ein Erlebnis mit allen Sinnen schwärmt auch Friederica Ihling: „Mit der rumpelnden Grubenbahn einfahren, es ist dunkel, es tropft an manchen Stellen, es ist kalt und an der einen oder anderen Stelle auch laut. So nah kommt man dem Bergbau heute fast nirgends mehr.“ 

Eine spannende Zeitreise vom mittelalterlichen Schlägel und Eisen bis zu den großen Bohrwagen des 20. Jahrhunderts bietet das Bergbaumuseum. Die Ausstellung im denkmalgeschützten früheren Verwaltungs- und Kauengebäude von 1957 präsentiert tausend Jahre Ramsbecker Bergbaugeschichte. Erkundet werden kann, wo früher der Bergwerksdirektor seinen Schreibtisch hatte und wo der Lohn in Tüten ausgegeben wurde. In der Kaue hängen immer noch die Kleiderröhren der Bergleute unter der Decke. Darunter sind Maschinen, Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände präsentiert, die von der schweren Arbeit des Abbaus und der Förderung der Erze erzählen. Eine funkelnde Mineralienausstellung entführt in die Geologie der Ramsbecker Lagerstätte.

Der Förderverein schuf einen zusätzlichen Besuchermagneten: Der beliebte und vielgenutzte Bergbauwanderung mit vielen informativen Tafeln startet am Museum und führt vorbei an Spuren des Bergbaus – unter anderem Stollenmundlöchern und einem Rauchgaskamin. „Dieser Weg hat den Bergbau auch nochmal ins Bewusstsein der Ramsbecker gebracht“, erläutert Ralf Peus. 

In der Zukunft stehen weitere Neuerungen an, um das Erzbergwerk langfristig zu erhalten. Das mittlerweile denkmalgeschützte Kauengebäude muss umfangreich saniert werden: „An vielen Stellen hat der Zahn der Zeit geknabbert. Da muss etwas getan werden“, betont Friederica Ihling. Der Standort möchte sich zu einem modernen Industriemuseum entwickeln, mit einer neuen Dauerausstellung und einem hochwertigen Vermittlungsangebot. Neuer Partner für Ramsbeck auf diesem Weg könnte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe werden.

Heute hat das Sauerländer Besucherbergwerk 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, viele davon Aushilfen. Ihnen gilt ein Lob des Bürgermeisters: „Mit einer kleinen Mannschaft wird hier unheimlich viel geleistet.“ Der Arbeitsplatz sei für viele „eine Herzensangelegenheit“, eine „hohe Identifikation mit dem Museum“ zeichne sie aus.

Doch erst einmal wird Geburtstag gefeiert. Dazu bereitet das Museumsteam im Verlauf des Jahres verschiedene Sonderveranstaltungen vor. Höhepunkt wird das Museums-Geburtstagsfest am 25. August. Dafür ist ein buntes Programm geplant: Bergmanns-Olympiade für Kinder, Foto-Station und ein Schätzspiel werden unter anderem angeboten. Der Eintritt für Museum und Besucherbergwerk ist frei. Natürlich kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.

Die ersten Glanzlichter liegen schon hinter dem Museumsteam: Etwa Comedy im Bergwerk unter dem Motto „Wir gehen zum Lachen unter Tage“ am 14. April war ein voller Erfolg. Beim Workshop „Malen mit Licht“ hatten die Kinder am 19. April viel Freude. Die nächsten Termine sind eine Museumsführung über Tage für Erwachsene zum Thema „Rohstoffe finden gestern und heute“ am 10. Mai um 16 Uhr, eine geführte Wanderung mit dem Förderverein auf dem Bergbauwanderweg am 9. Juni. Stimmgewaltig wird es beim Konzert der ChorGemeinschaft Ramsbeck am 26. Mai um 17 Uhr unter dem Motto „As time goes by“. Yoga unterm Förderturm mit Karin Menke steht am 12. Juni von 18 bis 19.30 Uhr auf dem Programm.

Eine Sonderführung im Bandberg des Besucherbergwerks wird am 29. Juni um 10 Uhr angeboten. Natürlich wird es auch wieder Ferienworkshops während der Sommerferien geben. Die Batnight mit den NaturRangern e.V. Bestwig steht am 17. August auf dem Programm. Der Förderverein lädt am 8. September erneut zur Wanderung auf dem Bergbauwanderweg ein. Unter dem Motto „Bergzwergparade“ ist eine Bastelaktion für Kinder am 21. September geplant. Fledermauskästen werden am 11. Oktober um 15.30 Uhr gebaut. Ferienworkshops stehen natürlich in den Herbstferien an.

Ein Familienkonzert spielt das Sonus Brass Ensemble im Rahmen des Sauerland-Herbst am 27. Oktober um 16 Uhr. Einen Laternen- und Kürbis-Tag bereitet das Museumsteam für den 9. November vor. Eine ganz besondere Taschenlampenführung durch das Besucherbergwerk findet am 23. November um 14.30 Uhr statt. Die traditionelle Barbara-Messe unter Tage wird am 4. Dezember um 15 Uhr gefeiert und bildet den stimmungsvollen Abschluss des Jubiläumsjahrs. Alle aktuellen Termine und weitere Informationen sind auf der Internetseite des Besucherbergwerks unter www.sauerlaender-besucherbergwerk.de zu finden.